Pilgertagebuch der 7te Tag der Pilgerschaft
Allgegenwärtiger Wegweiser
Jakobsweg 2014 Rasten wird auch immer zum Gemeinschaftserlebnis
Arzua – Rua (18 km)
11. okt. 2014
Ein neuer Tag auf dem Jakobsweg. Wie immer ist es draussen noch dunkel, als wir aus dem Fenster schauen. Waehrend die Kinder noch die letzten Minuten bis zum Aufstehen verschlafen, setzen wir uns vor der Herberge noch in ein schon geoeffnetes Pilgercafe und trinken in Ruhe einen Cafe. Als haette die Sonne unser Flehen der letzten Tage gehoert, schaut sie erst zaghaft hinter den noch dunklen Wolken hervor, um dann spaeter immer selbstbewusster den Himmel zu erleuchten. Ein schoener Tag lockt und und schnell ist das Material verpackt und die Pilger stehen nach ausgiebigen Fruehstueck vor der Herberge. Nach einem letzten Abschied von den Kindern und Jugendlichen, die aufgrund diverser Fusserkrankungen nicht mitgehen koennen und von Michael O., der uns wie immer zuverlaessig eine neue Herberge suchen wird, wenden wir unserer Refugio den Ruecken zu.
Wir wandern durch das trotz der fruehen Zeit schon sehr lebhafte Staedtchen, bis uns, nachdem wir auf eine Seitenstrasse abgebogen waren, die Natur empfaengt. Und heute erscheint uns die Natur besonders schoen, denn endlich, seit langer Zeit, duerfen wir wieder in der Sonne wandern. Regenhose und – Jacke sind im Rucksack verstaut und die warme Sonne taucht nicht nur die Landschaft, sondern auch unsere Gesichter in ein warmes Licht.
Der Weg, den wir gehen, vereinigt sich nach kurzer Zeit mit einem anderen und in der Mitte informiert uns eine Steintafel, dass sich andieser Stelle zwei Jakobswege vereinen: Der franzoesische und der noerdliche, den wir gegangen waren bzw. sind. Als haetten sich Schleusen geoeffnet, wird es auf dem „vereinigten“ Weg nun immer voller und wir reihen uns ein in eine grosse Zahl anderer Pilger. Sobald wir uns diesen Pilgern naehern, weichen diese uns ehrfurchtsvoll aus, denn eine derartig grosse, meist gut gelaunt lamentierende „Horde“ begegnet einem auf dem Jakobsweg selten.
Schnell koennen wir feststellen, wie sehr Santiago de Compostela diesen Landstrich Galiziens beeinflusst hat. Trafen wir in den zumeist aermlichen Landstrichen zuvor nur selten auf Doerfer, in denen viele der Haeuser oft zerfallen waren, wanderten wir nun quasi von Ort zu Ort und die Waelder und Auen, die wir durchwanderten, wurden kleiner und wichen land- und forstwirtschaftlichen Flaechen.
Gespannt sahen wir immer wieder auf die Stellen mit den Jakobsmuscheln, die seit langem unseren Weg begleiteten bzw. ihn uns zeigten. Wir hatten ploetzlich nur noch 34 km bis Santiago zu wandern und dass erschien, gemessen an der Strecke, die wir zurueckgelegt hatten, uns sehr wenig und wir wanderten mit neuer Energie weiter.
Heute verflog die Zeit wie im Fluge und schnell erreichten wir eine alte aber schoene Herberge in Rua. Michael O. hatte wie immer tolle Vorarbeit geleistet und wir konnten unsere Betten beziehen. Die vier Spanier, die wir immer wieder auf dem Weg getroffen hatten, begruessten uns mit lautem Hallo und so fuehlten wir uns schnell wie „zu Hause“.
Die letzte Etappe stand uns zuvor – nur noch 18 km bis Santiago de Compostela – was wuerde uns wohl erwarten?
(Noch ein kleiner Zusatz: Sollten Sie sich ueber den einen oder anderen Buchstaben, bzw. seine Abwesenheit wundern, ich musste heute auf einer spanischen Tastatur schreiben und stellte fest, dass dort offensichtlich einige Buchstaben nicht vorhanden waren. Ich bitte Sie daher um Nachsicht)