Berichte Grenzwanderung 2019
Über Grenzen gehen…13.10.2019
Ich hoffe, Sie haben unsere Einladung auf unserer Facebook Seite gelesen, die Sie nun bewogen hat, uns auf den Spuren der doch relativ neuen Deutschen Geschichte zu folgen.
Wir, Kinder, Jugendliche und Pädagogen haben uns schon 2017 aufgemacht, in den Herbstferien von NRW auf dem „Grünen Band“ die Grenze zu erkunden, die Deutschland in zwei Teile zerschnitt.
Dieser unselige II. Weltkrieg, den Deutschland verloren hatte und der Millionen von Menschen das Leben und vielen Heimat und Identität nahm, führte auch dazu, dass Deutschland unter die Verwaltung der Siegermächte gestellt wurde. Die uns allen bekannten Folgen ließ den Warschauer Pakt und die NATO entstehen und in der Konsequenz entstand eine sozialistische Deutsche Demokratische Republik und die kapitalistisch geprägte Bundesrepublik Deutschland.
Viele Bürger der DDR wollten lieber in der BRD leben und wechselten mit Sack und Pack aus Ost- nach Westdeutschland. Das Ergebnis – die DDR baute einen „Grenzwall“ und erklärte dieses Tun hohntriefend mit der Aussage, dass sie ihre Republik vor den kapitalistischen Imperialisten schützen müssten. Tatsächlich verloren sie durch die sogenannten Republikflüchtlinge wichtige Arbeitskräfte, die durch ihre Arbeit letztendlich das „Überleben“ der DDR gewährleisteten. Von der Tschechischen Grenze bis hin zur Ostsee, 1.400 km, verlief diese Grenzbastion, die in ihrer Tödlichkeit mit keiner anderen vergleichbar gewesen wäre. Die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung und der daraus entstehende Protest in der DDR führte jedoch letztendlich dazu, dass 1989 die Grenze fiel und Deutschland sich nach vielen Jahren des Grauens „wiedervereinigen“ konnte.
30 Jahre sind seitdem vergangen und vieles hat sich verändert. Mauern wurden eingerissen, Minensperren entschärft und frühere „Todesstreifen“ hat die Natur zurückerobert. Dieses Grüne Band hat längst nicht mehr die Funktion, ein Land in zwei Teile zu trennen. Aber mehr oder weniger unberührt, kam hier die Natur zu ihrem Recht und veränderte maßgeblich Grenzbauten und Kolonnenwege. Wo früher Soldaten Wache gingen, um ihre Schwestern und Brüder am unerlaubten Grenzübertritt mit Waffengewalt zu hindern, überwuchert die Natur Stein und Beton und bietet so seltenen Pflanzen und Tieren neue und weitestgehend unberührte Lebensräume.
Wie im letzten Jahr stellt uns auch in diesem Jahr der FC Bad Rodach seine Vereinsräume großzügig zur Verfügung. Hier hatten wir 2018 unsere Grenzwanderung beendet und der Vollständigkeit halber, wollten und wollen wir diese hier auch wieder fortsetzen. In Korrektur der Vorankündigung muss ich die Teilnehmerzahl nach unten verändern; in diesem Jahr wandern wir trotzdem mit einer größeren Gruppe als je zuvor - wir sind 51 Mädchen und Jungen, Frauen und Männer.
Ich will Sie nicht wieder mit Geschichten langweilen, die auch in den beiden vergangenen Jahren erzählt wurden und die immer irgendwie etwas mit der Bundesbahn zu tun hatten. Tatsächlich sind wir mittlerweile überzeugt, dass einige Hindernisse bewusst und somit geplant eingebaut werden, um das Reisen interessanter, ja spektakulärer zu machen. Aber letztendlich brachte die Bahn alle, in diesem Jahr sogar pünktlich, ans Ziel und wir bezogen unser Quartier.
Lange Zeit kommen die „Grenzgänger“ nicht zur Ruhe. Ein große Gerenne, Geschreie und Getobe kennzeichnete den Abend. Sollen sie ruhig, denn spätestens nach der morgigen Wanderung werden alle schneller in den Armen des Orpheus liegen.
Wir würden uns freuen, Ihnen dann wieder von unseren Erlebnissen auf und neben dem Kolonnenweg berichten zu dürfen.