Wanderung 4: (26.10.2017)
18,9 km von Nordhalben bis Probstzella
Heute wollen wir wieder in der Gegenwart Einzug nehmen und fernab von Zauberern, Stämmen und Diktaturen wieder über unsere Wanderung berichten, obwohl – Teufel und Beelzebub treiben überall ihr Unwesen und wir geben ihnen ihre Macht, aber….!
800 Jahre Abbau von Schiefer haben die Landschaft und die Menschen bzw. ihre Häuser geprägt. Über die Vereinigung von DDR und BRD hinaus, wurde in Lehesten der schwarze, meist brüchige Fels abgebaut. Erst 1998 wurde das dortige Unternehmen mangels finanzieller Effizienz geschlossen. Zurück blieben alte Gebäude und eine mich etwas unheimlich anmutende Stadt.
In Lehesten sind viele Gebäude komplett mit Schiefer verkleidet und verdunkeln die Straßen. Es ist als würde das Licht verschluckt werden und irgendwie hatte ich das Gefühl, in eine andere unangenehme Zeit einzutauchen.
Als Gruppe waren wir auf dem ehemaligen Gelände des Schieferabbaus untergebracht. Die meisten Häuser sind mittlerweile renoviert oder restauriert. Neben einem großen Reitstall gibt es ein Hotel und ein kleines Museum. Wir selbst waren in einem Gästehaus untergebracht und durften in Betten schlafen und ausgiebig duschen; wir fühlten uns wie im Himmel.
Wie immer auf solchen Wanderungen und Maßnahmen hat man zu wenig Zeit, denn heute mussten wir schon früh diese gastliche Herberge verlassen. Lange wurde die Aufmerksamkeit der Kinder und Jugendlichen noch von der ungewöhnlichen Landschaft gefesselt.
Einige der unermüdlichen Jugendlichen besuchten mit Pädagoginnen und Pädagogen abseits des Weges ein ehemaliges KZ. In diese wurden Häftlinge aus dem KZ Buchenwald gebracht, um dort bei der Produktion von Raketen zu helfen. In den Schächten wurden Motoren getestet und dem unmenschlichen Regime der Nazis war es egal, wenn die Inhaftierten dort bei den Versuchen zu Hauf starben. Fehler wurden auf das Schlimmste bestraft. So wurden die Delinquenten z.B. an eine Eiche gekettet, um dort vor den Augen der anderen Gefangenen ausgepeitscht zu werden. Die Jugendlichen sahen sich ohne ein Wort zu sprechen eine Dokumentation an. Bei der weiteren Wanderung waren alle zu tiefst schockiert.
Im Gegensatz zu den Tagen zuvor musste die Wandergruppe (Kiju) an diesem Tag keine langen Anstiege emporstapfen. Zwar stellten sich auch heute kleine Berge in den Weg, wurden aber von der mittlerweile besser trainierten Gruppe schnell überwunden. Problematischer war da schon der Abstieg von ca. 500 Höhenmetern, der die Oberschenkel stark brennen ließ.
Die Kinder freuten sich sehr, als sie endlich Michael Ch. und Jürgen gewahr wurden. Ehrlicherweise ging es aber weniger um die Sehnsucht nach den beiden, als denn um das Erreichen der neuen Unterkunft in Probstzella.
Michael und Jürgen hatten von einer sehr netten Frau, die in der Stadtverwaltung arbeitet, den Schlüssel für eine relativ neue Sporthalle erhalten. Schnell war das Material in die Halle geräumt und die »Outdoorküche« samt Sitzgarnituren draußen aufgestellt.
Als die Kinder und Jugendlichen ihre Lager aufgebaut und ausgiebig geduscht hatten, war auch das Essen fertig. Die Anstrengung gepaart mit dem warmen Essen ließ bei den ersten die Augen zufallen.
Und es dauerte nicht lange, bis nach der Planung der morgigen und zunächst, bis zum nächsten Jahr, letzten Strecke alle schliefen.
Und für alle, die es vielleicht noch nicht wissen, die Sendung mit dem Sandmann wurde in der ehemaligen DDR produziert und dieser nette kleine Mann hatte wohl gerade heute sehr viel Sand verstreut!
Hier gehts zum nächsten Tag: Wanderung 5: 27.10.2017
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